Gründungsväter und -mütter

Als ein Anfang gemacht war

Israelische Jugendgruppe 1969 im Siegerland – noch sehr „formell“ 

1969 reist die erste Jugendgruppe aus dem Kreis Emek Hefer mit 33 Teilnehmer*innen ins Siegerland. Noch gibt es keine Unterbringung in Gastfamilien. Die Gruppe wohnt in einer Jugendherberge. Im folgenden Jahr reisen 26 junge Leute aus dem Siegerland nach Israel. 

Der Kontakt besteht auch auf der politischen Ebene. Landrat Hermann Schmidt bedankt sich im April 1970 für die herzliche Aufnahme der Siegerländer Jugendgruppe. Er kommt auf ein Angebot von Landrat Ben Zwi vom August 1969 zurück, mit einer kleinen politischen Delegation nach Israel zu reisen. Landrat Schmidt schreibt: „Der Kreisausschuss des Kreises Siegen ist sehr daran interessiert, einen ständigen offiziellen Kontakt mit dem District Emek-Chefer aufzunehmen“. Nach diesem Besuch im Juni 1970 in Israel, folgt 1971 einen Gegenbesuch in Deutschland.

1973 ist es so weit – Eine Delegation aus dem Emek Hefer kommt ins Siegerland und am 08. August 1973 wird die Partnerschaft mit der Unterzeichnung durch den stellvertretenden Landrat des Emek Hefer, Mordechai Shkedi* und Landrat Hermann Schmidt*, besiegelt.

Helmut Peter mit Jugendlichen

 Die Menschen guten Willens nicht vergessen. – An dieser Stelle soll auch an die Menschen erinnert werden, die sich in diesen ersten Jahren für die Kontakte eingesetzt haben. Die wichtigsten Personen wie Helmut Peter (Vorstandsmitglied des Kreisjugendringes) und Herbert Krämer* (damaliger Kreisdirektor) auf deutscher Seite, sowie Abraham Neori* (Schulleiter des Jugenddorfes Neurim im Emek Hefer) und Edna Amit* (Überlebende von Theresienstadt und Auschwitz) auf israelischer Seite, haben wir schon benannt. Namen auf israelischer Seite wie Isi Shilo*, den damaligen Direktor der Ruppin Schule, Chaim Wagener* und Amnon Koren* dürfen nicht fehlen. Oder Shmulik Liran* und später Dani Goren. Sie organisierten die Austauschprogramme in Israel und  begleiteten die israelischen Jugend- und Erwachsenengruppen nach Deutschland. Auf deutscher Seite soll das Engagement von Landrat Hermann Schmidt und MdB Waltraud Steinhauer, aber auch Kreisjugendpfleger Martin Holzapfel* soll nicht unerwähnt bleiben. Erwähnt werden soll auch das 

Brief von Abraham Neori zu den Anfängen der Partnerschaft (Gelesen von Werner Stettner)

Engagement von Eckhart Flender*, Hartmut Eichenauer und Friedrich Wilhelm Nöh* aus den Jahren des Anfangs. Seitdem haben sich ganz viele Menschen an der Organisation und Leitung von Austauschprogrammen mit Jugendlichen und Erwachsenen beteiligt und tun es bis heute.

(Die mit * gekennzeichneten Namen sind bereits verstorbene Freundinnen und Freunde der Partnerschaft)

Dan Goren, langjähriger Verantwortlicher der Partnerschaftsarbeit im Kreis Emek Hefer, erzählt zum 30. jährigen Jubiläum 2003 seine Geschichte mit der Partnerschaft zwischen den Kreisen Emek Hefer und Siegen-Wittgenstein

Dan Goren:
„Während der 30 Jahre meiner Verbundenheit mit dem Austausch Emek Hefer – Siegen-Wittgenstein habe ich erfahren, dass die persönlichen Kontakte mit den Menschen in Siegen-Wittgenstein den wichtigste Faktor des ganzes Austausches darstellen“, so sagt Dani Goren. […]

Dan Goren blickt mit Freude zurück auf die Geschichte der ältesten offiziellen Partnerschaft zwischen Deutschland und Israel. Schon vor der Unterzeichnung einer Partnerschaftsurkunde im Jahre 1973 fand ein reger Austausch von Jugend- und Erwachsenengruppen statt, der über die gesamte Zeit hinweg Bestand haben sollte: „Wenn seit den Anfängen des Austausches 1966 in jedem zweiten Jahr Austauschgruppen mit jeweils etwa 20 Teilnehmern in Siegen und Israel waren, so haben insgesamt mehr als eintausend Menschen hieran teilgenommen“, betont Goren.

In Aachen geboren und in einer zionistischen Familie aufgewachsen, wanderte er nach dem Besuch eines jüdischen Gymnasiums 1939 nach Palästina aus. Dort absolvierte er eine Fachausbildung als Maschinenschlosser und gründete einen neuen Kibbuz am See Genezareth mit. Später, 1952, zog er gemeinsam mit seiner Frau und seinem Sohn nach Beth-Jizchak, ein landwirtschaftliches Dorf, das seine Eltern mitbegründet hatten. Einige Jahre arbeitete er als Mechaniker in Firmen, bevor er schließlich als selbstständiger Landwirt tätig wurde und eine große Hühnerzucht aufzog.

Er erinnert sich, wie der Kontakt mit Siegen-Wittgenstein durch eine seiner Leidenschaften kam: „Da ich während meines ganzen Lebens in Israel sehr viel und gerne gewandert bin, bat mich im Jahre 1972 der damalige Schulleiter der Ruppin-Mittelschule und spätere Leiter des Austausches mit Siegen, Isi Schilo, ob ich eine Gruppe aus Siegen führen würde. Durch diese Gruppe, in der unter vielen anderen auch der Leiter des Austausches in Siegen, Helmut Peter und seine Frau Irmi war, entstand mein erster Kontakt mit Siegen.“

In den folgenden Jahren war Dan Goren Mitglied des Austauschkomitees im Kreis Emek-Hefer und übernahm 1983-1991 die Leitung des Austausches mit Siegen-Wittgenstein von seinem Vorgänger, Schmuel Liran. In dieser Zeit hat das Komitee gemeinsam mit den Partnern in Deutschland zahlreiche Aktionen durchgeführt.

Hierzu gehörten etwa Ausstellungen von Künstlern aus Emek-Hefer in Siegen oder eine Briefmarken-Ausstellung in Siegen. Außerdem gab es Bemühungen um eine Zusammenarbeit von Kindergärten in Israel und Siegen. Gleichzeitig wurden auf Siegener Seite Israeltage, jüdische Feste und Spenden für Neueinwanderer nach Israel organisiert.

Nach dem Jom-Kippurkrieg 1973, kamen 30-40 Menschen aus Siegen-Wittgenstein nach Emek-Hefer und halfen dort in den landwirtschaftlichen Betrieben mit der Weiterführung der Arbeit, nachdem die Besitzer eingezogen worden waren. Mit Spendengeldern aus Siegen wurden Radios und andere Geschenke für verwundete Soldaten aus dem Kreis Emek-Hefer mitgebracht, ein Ambulanz-Wagen gestiftet, und später im Auffanglager für Neueinwanderer, Chazrot-Chefer, wichtige Einrichtungen gebaut.

„Für uns war diese Hilfe eine Bestätigung der persönlichen und offiziellen Freundschaft zwischen den Menschen und den Kreisen“, so Goren. Mit den Jahren reisten längste nicht mehr nur offizielle Austauschgruppen nach Israel, sondern auch andere Interessierte.

Von 1979 bis 1983 besuchten dreimal Jugendgruppen aus Emek-Hefer Siegen, die dabei israelische Volkstänze vorführten. „1983 fuhr ich als Reiseleiter dieser Tanzgruppe mit, trat bei den Vorführungen als „Moderator“ auf. Denn es wurden nicht nur Tänze vorgeführt, sonder auch Lieder und Prosa aus dem israelischen Leben. Die Darbietungen kamen hervorragend an und sorgten für einen großen Erfolg“, erinnert sich Goren.

Schon zu Beginn des Austausches mit Israel bestand Einigkeit darin, dass die guten persönlichen Beziehungen, die für die Verständigung wichtig waren, nur entstehen können, wenn die Teilnehmer der Gruppen, Erwachsene wie Jugendliche, bei Gastfamilien unterkommen. An diesem „ungeschriebenen Gesetz“ halten die Organisatoren bis zum heutigen Tage fest.

Für die Zukunft hat Dan Goren vor allem einen Wunsch: „Dass auch die nächste Generation der aktiven und auch der „stillen“ Mitarbeiter, die Motivation und die Kraft haben, weiterzuführen, was die Urheber des Austausches im Sinn hatten: Durch persönliche Kontakte einen Beitrag zu leisten, dass ein Holocaust nicht mehr geschehen kann!“

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